Endlich Durchblick bei Rückrufen!

 

„In der EU besteht keine einheitliche Praxis für den transparenten Zugang der Verbraucher zu Rückrufinformationen.“

(Zitat aus dem Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses „Emissionsmessungen in der Automobilindustrie“ im Europäischen Parlament vom 28. Februar 2017)

 

Spätestens seit dem VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte ist klar: Kunden in Europa erfahren eine geringere Wertschätzung als jene in den USA. Informationen über Fahrzeugmängel aller Art sind in Nordamerika deutlich leichter zu bekommen und umfassender als in Deutschland. Die Webseite der National Highway Traffic Safety Association (NHTSA) – in etwa das Gegenstück zum deutschen Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) – bietet hierzu umfassende Daten. Mit der Internetseite Kfz-Rueckrufe.de soll eine ähnliche Transparenz auch in Deutschland hergestellt werden.

Zwar veröffentlicht das KBA offizielle Rückrufaktionen, doch ist der Nutzen für den Verbraucher überschaubar. Die Recherche ist äußerst unkomfortabel, denn es gibt keine einfache Möglichkeit, nach aktuellen Rückrufen zu suchen. Auch die Verbraucherzentrale Bundesverband kritisierte Ende 2016 diese Form der Informationspolitik und bezeichnete die Datenbank als „mangelhaft“ [Nachtrag: Seit Anfang 2019 ist das Infoangebot immerhin etwas umfangreicher].

Das KBA versucht sich in bürokratischer Rechtfertigung: Das System der Produktüberwachung sei in den USA ein anderes als in Europa. In der Tat gilt in Übersee das „Nachsorgeprinzip“, d.h. es ist dem Produzenten überlassen, wann er ein Produkt auf den Markt bringt. Das Damoklesschwert hoher Schadensersatzforderungen – legendär sind Geschichten über Millionenzahlungen z.B. wegen heißem Kaffee – soll ihn vom Verkauf gefährlicher Produkte abhalten. In Europa mit seinem „Vorsorgeprinzip“ steht vor jedem Marktstart eines Produkts die strenge Kontrolle der Zulassungsbehörde – soweit die Theorie. Denn auch hier hat uns der VW-Skandal eines Besseren belehrt.

Ein Kraftfahrzeug ist ein global angebotenes Produkt. Aus Kostengründen wollen die Hersteller möglichst viele Bauteile in identischer Form auf den verschiedenen Weltmärkten verwenden. Stellt sich dann heraus, dass ein Fahrzeug zu viele giftige Abgase ausstößt oder ein Airbag jahrelang fehlerhaft produziert wurde, wie beim Takata-Debakel, dann müssen weltweit Millionen von Fahrzeugen in die Werkstatt. Vorherige Zulassungskontrollen ändern daran nichts. Hätte die behördliche Vorabüberprüfung tatsächlich einen Effekt, müsste sich das in der Rückruf-Statistik niederschlagen. Doch die Zahl der Rückrufe nimmt auf beiden Seiten des Atlantiks konstant zu.

Argumente für mehr Transparenz

Auch das andere vom KBA vorgebrachte Argument für seine zurückhaltende Informationspolitik in Sachen Rückrufe kann nicht überzeugen. Ja, betroffene Fahrzeugbesitzer werden per Einschreiben direkt über eine sicherheitsrelevante Aktion informiert. Ein Rückruf geht aber nicht nur den jeweiligen Halter des betroffenen Modells etwas an. Alle Verkehrsteilnehmer können von diesen Informationen profitieren – und zwar aus drei Gründen:

  1. Viele Gefahren können Auswirkungen auf andere Personen haben, so dass möglichst viele Teilnehmer am Straßenverkehr darüber Bescheid wissen sollten.
  2. So gut wie jedes Fahrzeug wechselt im Laufe seines Lebens mehrfach den Besitzer. Die jetzige Form der Dokumentation von Rückrufen bietet keine Gewähr, dass der künftige Besitzer von den bereits durchgeführten Aktionen erfährt.
  3. Eine Benachrichtigung über einen Rückruf kann sich verzögern, z.B. weil die Ersatzteilversorgung noch nicht gesichert ist. Das Wissen um einen Rückruf verbreitet sich derzeit also nicht in Echtzeit.

Aktive und schnelle Verbraucherinformation tut also Not! Kfz-Rueckrufe.de trägt dazu bei. Sie können sich gerne einbringen: Sollten Sie von einem Rückruf oder einer Serviceaktion betroffen sein oder Kenntnis erlangen, informieren Sie uns bitte mithilfe des Kontaktformulars.

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