„Europas Straßen waren 2017 nach wie vor die weltweit sichersten“, jubelte die EU-Kommission diese Woche in ihrer Unfall-Bilanz. Das ist erfreulich, doch über 25.000 Verkehrstote, davon knapp 3.200 in Deutschland, sind natürlich immer noch viel zu viele. Noch dramatischer ist die Zahl der Verletzten: 135.000! Jedes Jahr! Das sind Statistiken, die man sonst nur aus Kriegsgebieten kennt.
Besonders betrüblich ist es, dass die von der Politik angepeilten jährlichen Zielmarken inzwischen deutlich verfehlt werden. Eigentlich sollte sich die Zahl der Verkehrstoten zwischen 2010 und 2020 halbieren – geschafft sind bisher gerade einmal 20 Prozent. Von der „Vision Zero“, also dem Vorhaben, bis 2050 keine Verkehrstoten mehr auf unseren Straßen beklagen zu müssen, sind wir noch Lichtjahre entfernt.
Im Flugverkehr ist die Vision bereits Realität: 2017 gab es keinen einzigen Absturz einer Passagiermaschine in Europa. Warum? Weil zwei Flugzeugabstürze pro Woche ohne Überlebende (das entspräche ungefähr der Summe der Verkehrstoten auf europäischen Straßen) vollkommen inakzeptabel wären und einen Volksaufstand verursachen würden. Daher werden Flughäfen und Luftstraßen durch Mensch und Maschine massiv überwacht.
Lieber künstliches als menschliches Versagen
Geht es dagegen um mehr Reglementierung im Straßenverkehr regt sich sofort Widerstand. Lieber beschäftigen wir uns eingehend mit den (natürlich ebenfalls tragischen) ersten Opfern autonomer Fahrzeuge als mit unserer eigenen Unzulänglichkeit.
Daher sollten die großen Nachrichtenkanäle mal einen Monat lang ausführlich über jeden einzelnen tödlichen Unfall aufgrund menschlichen Versagens berichten. Sie würden ihre Sendezeit massiv überziehen! Das könnte dem einen oder anderen „Kriegsteilnehmer am Steuer“ die Augen öffnen und den Einzug von künstlicher Intelligenz ins Auto beschleunigen. Immerhin kündigte Verkehrskommissarin Violeta Bulc für Mai weitere Maßnahmen für das „Sicherheitsmanagement von Infrastrukturen“ an.
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