Audi-Dieselrückruf: Wieder grüßt das Murmeltier

Blickt man in ältere Unterlagen, ist die am Wochenende bekannt gewordene Begründung für einen Zwangsrückruf bei den Ingolstädtern nicht neu. Schon seit über zwei Jahren gibt es Debatten über die so genannte "Aufwärmstrategie". Auch Audi spricht von "Altfällen".

AUDI AG Stammsitz Ingolstadt, Glasfassade mit dem Slogan Vorsprung durch Technik.
Bild: Audi

Auch im Jahr 2018 kommt der VW-Abgasskandal nicht aus den Schlagzeilen. Am vergangenen Wochenende gab es erneut Aufregung über „Schummel-Diesel“, diesmal von Konzerntochter Audi. Die Reaktionen in den Leserkommentaren sind eindeutig: Fassungslosigkeit, ob der vermeintlich neuen Tricksereien. Blickt man aber genauer auf die am Sonntag veröffentlichte Meldung, wonach eine nur auf dem Prüfstand vollzogene „Aufwärmstrategie“ Ursache eines angeordneten Rückrufs für 130.000 Fahrzeuge (78.000 in Deutschland) ist, war das Unheil abzusehen.

Denn schon im vergangenen Jahr wurden bei den Modellen VW Touareg und Porsche Cayenne Zwangsrückrufe publik. Auch hier ging es um den Dreiliter-TDI der Euro 6-Abgasnorm. Noch weiter zurück liegt ein „freiwilliges“ Softwareupdate für den Porsche Macan 3.0 l V6 (Euro 6). Es startete im Herbst 2016.

Diese Aktion deutete sich sogar schon im Bericht der Untersuchungskommission Volkswagen an, veröffentlicht im April 2016. „Der Porsche Macan nutzt den 3.0 l V6 Dieselmotor der VW-Konzernmarke Audi. Die Abgasminderungsstrategie beinhaltet eine einmalig nach dem Start wirkende Aufwärmstrategie“, heißt es dort. Die diene vor allem einem Ziel. Sie solle in kürzerer Zeit den notwendigen Wirkungsgrad des Abgasbehandlungssystems sicherstellen. Allerdings nahm die dafür nötige Abgasrückführung schon bei Außentemperaturen von unter 17 Grad Celsius ab, was die Behörden so nicht akzeptieren mochten.

Porsche hatte sich laut Bericht daher bereiterklärt, einen „erweiterten Temperaturbereich mit dem geplanten Softwareupdate für das Modelljahr 2017 ab der Kalenderwoche 22 des Jahres 2016 einzuführen. Danach wird er es für alle im Feld befindlichen Fahrzeuge in einer Serviceaktion zur Verfügung stellen.“ Kein solches Update gab es für den ebenfalls getesteten Audi A6 3.0 TDI, der Euro-Norm 6. Begündung: Die Aufwärmstrategie „wird nach Herstellerangaben auf dem Prüfstand wie auf der Straße gleichermaßen angewendet“.

Audi spricht von „Altfällen“

Der Verweis auf Audi-Angaben deutet an, dass sich das KBA von der Wahrheit dieser Angabe zu diesem Zeitpunkt noch nicht selbst überzeugt hatte. Ob die Behördenmitarbeiter dies nun nachholten und dann den Zwangsrückruf auslösten, ist unklar. Eine Anfrage an Audi, ob der damals untersuchte A6 nun Teil des aktuellen Rückrufs ist, blieb unbeantwortet. Ein Sprecher in Ingolstadt erklärte nur, dass die nun bekannt gewordene Abschalteinrichtung ausschließlich ältere Modelle betreffe. „Alle aktuell im Angebot befindlichen Modelle haben schon Motoren einer neueren Generation (Gen 3) oder wurden nicht beanstandet.“

Es handele sich also um „Altfälle“, betonte der Sprecher. Schon länger würden Motor-Getriebe-Kombinationen „systematisch nachgemessen“ und bei Auffälligkeiten dem KBA gemeldet. „Bei den Fällen, wo wir einen Rückrufbescheid erhalten haben, ist die Software nicht gesetzeskonform.“ Für diese Autos werde eine neue Software entwickelt und dann bei den im Feld befindlichen Autos nachträglich aufgespielt. Genaue Bauzeiträume der betroffenen Fahrzeuge nannte er nicht.

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