Mercedes-Rückruf: Hausbesuche und Abschleppaktionen

Die Stuttgarter betreiben einen enormen Aufwand zur Beseitigung eines potenziellen Bremsproblems bei älteren Exemplaren der Baureihen GL, ML und R-Klasse. Das sorgt natürlich für Reaktionen im Netz.

Mercedes-Benz R-Klasse Modelljahr 2010, R 350 BlueTEC, Exterieur in silber.
Bild: Mercedes-Benz AG

Mercedes-Kunden berichten seit einigen Wochen über Abschleppaktionen ihrer Autos in die Vertragsbetriebe bzw. Niederlassungen und/oder Hausbesuche durch deren Mitarbeiter. Ursache ist ein möglicher korrosionsbedingter mechanischer Schaden am Bremskraftverstärker (BKV). Einher geht dies mit einer schriftlichen Benachrichtigung, das Auto bis zur Prüfung möglichst nicht mehr zu nutzen.

Es könne nicht „vollständig ausgeschlossen werden, dass bei einem starken bzw. härteren Bremsmanöver ein mechanischer Schaden am Bremskraftverstärker auftreten könnte und die Verbindung zwischen Bremspedal und Bremsanlage unterbrochen wird“, erklärte ein Unternehmenssprecher hierzu auf Anfrage. Und weiter: „In diesem sehr seltenen Fall wäre es nicht mehr möglich, das Fahrzeug über die Betriebsbremse abzubremsen. Dadurch würde sich die Unfall- bzw. Verletzungsgefahr erhöhen. Die Funktion der Fußfeststellbremse ist nicht beeinträchtigt“.

Die harten Fakten liefert das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Flensburg weist den fälligen Rückruf insgesamt für fast eine Million Autos weltweit aus, davon rund 70.000 in Deutschland. Inkludiert sind der GL, ML und die R-Klasse (Baureihen 164 und abgebildete 251) aus dem Produktionszeitraum 14. Januar 2004 bis 31. August 2015. „Die vorgesehenen Arbeiten (Prüfung und ggf. Tausch des Bremskraftverstärkers) werden bis zu vier Stunden in Anspruch nehmen“, ergänzte der Mercedes-Sprecher. Sie firmieren intern unter den Kürzeln „4290005“ und „4290006“.

Weiterer Werkstattbesuch eingeplant

Die Fehlermeldung und der Aufwand, der für die Beseitigung betrieben wird, sorgen natürlich für Unruhe unter den Kunden und umfangreiche Diskussionen in Online-Foren. Betroffene posten Fotos ihrer Gummimanschetten, die beim Prüfprozedere offenbar eine wichtige Rolle spielen, wie ein Forist zusammenfasst. Demnach kann es aber auch passieren, dass trotz nicht vorhandenem Rostproblem das Fahrzeug länger stehen bleiben muss, nämlich dann, wenn es einen Drucktest nicht besteht. Man bemühe sich aber, „kostenlos eine Mobilitätslösung anzubieten oder eine alternative Lösung zu schaffen“, sagte der Mercedes-Sprecher.

Und auch für jene Besitzer, bei denen heute noch kein Eingriff an ihrem Mercedes ansteht, ist der Rückruf laut dieser Bestätigung noch nicht vorbei. Der Hersteller will demnach innerhalb der kommenden zwei Jahre noch einmal einen Blick auf den BKV werfen. Als Alternative vermelden einige Kunden Aufkaufangebote ihres Händlers deutlich über Restwert. Folgende Beschreibung des Status quo durch einen Diskutanten zeigt aber, dass es sich für ihn nicht wirklich um ein verlockendes Angebot handelt: „Gebrauchtwagenmarkt überteuert und Neufahrzeuge mit Lieferzeiten wie beim Trabbi damals“.

Nachtrag 23.6.2023:

Im Zusammenhang mit dem Rückruf gibt es zwei weitere Aktionscodes: „4290007“ und „4290008“. Ob es sich dabei um die angekündigte Nachfassaktion handelt, ist noch nicht geklärt. Die Anzahl der zu überprüfenden Autos ist in der Rückrufdatenbank des KBA weiterhin unverändert.

Nachtrag 19.12.:

Die beiden Aktionscodes „4290007“ und „4290008“ betreffen laut KBA weltweit 105.371 GL-, ML- und die R-Klasse-Modelle, davon knapp über 16.000 in Deutschland.

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