BMW holt Volumenmodell in die Werkstatt

Obwohl es um eine mögliche Sturzgefahr geht, vermeidet der Hersteller bei einer Maßnahme für weltweit 169.000 Maschinen das Wort "Rückruf".

Studioaufnahme einer silbergrauen BMW R 1200 GS im November 2016
Bild: BMW

BMW Motorrad bestellt seit etwa einem Monat in Deutschland 29.000 Halter der Modelle R 1200 GS / GS Adventure ein. Die Werkstattmaßnahme für Zweiräder aus dem Produktionszeitraum November 2013 bis Juni 2017 firmiert konzernintern aber nicht als offizieller Rückruf, sondern als Serviceaktion. Trotzdem handelt es sich offensichtlich um ein sicherheitsrelevantes Problem, denn dem Hersteller sind einige Unfälle bekannt, bei denen gelöste Verschlussstopfen an Standrohren auffällig waren. Derzeit werde aber noch untersucht, ob dies tatsächlich Unfallursache war, sagte ein BMW-Sprecher auf Anfrage.

Eine „Überlast“ z.B. beim Auffahren auf ein Hindernis, einem Sturz oder beim Durchfahren von tiefen Schlaglöchern mit nicht angepasster Geschwindigkeit könnte das Standrohr beschädigen, ohne dass der Fahrer dies bemerkt. „Eine Vorschädigung der vorderen Felge ist in solchen Fällen ebenfalls nicht ungewöhnlich, muss aber nicht zwangsläufig gegeben sein. Eine potentielle Vorschädigung des Standrohrs äußert sich durch einen Spalt zwischen dem Rohr und dem eingepressten, oberen Verschlussstopfen“, erklärte der Sprecher.

Sollte die Maschine mit gelockertem Verschlussstopfen über einen längeren Zeitraum bewegt werden, könne sich der Spalt weiter vergrößern. Spätestens hier sollte der Fahrer dies aber durch Ölundichtigkeiten, einer klackernden Geräuschbildung sowie einem zunehmend unpräziseren Fahrverhalten bemerken, betonte der Sprecher. „Werden diese Signale nicht wahrgenommen oder ignoriert und treten weitere Überlast-Ereignisse auf, könnte sich der Stopfen komplett lösen. In der Folge wären kritische Fahrzustände nicht auszuschließen.“

Die Standrohre werden laut Herstelleranweisung auf eine evtl. Vorschädigung geprüft und mit einer zusätzlichen Standrohrbuchse nachgerüstet. Sofern eine zu große Vorschädigung vorliegt, werden die Standdrohre durch entsprechend modifizierte Neuteile ersetzt. Die Prüfung der Standrohre dauert etwa 15 Minuten. Sofern ein Austausch von Teilen notwendig ist, dauert dieser zusätzlich etwa eine Stunde. Die Aktion mit der Nummer „0031080000“ betrifft weltweit ca. 169.000 Einheiten.

Spiegel: Probleme schon länger bekannt

Wie der „Spiegel“ gestern meldete, ist das Problem mit den Standrohren schon längere Zeit bekannt. In den USA habe es deshalb schon kurz nach Marktstart der aktuellen Modellgeneration (K50) im Jahr 2013 eine Rückrufaktion gegeben. Recherchen in der Datenbank der NHTSA bestätigten dies allerdings nicht. Ein verunfallter BMW-Kunde hat sogar eine eigene Internetseite zu diesem Problem ins Leben gerufen und inzwischen zahlreiche Mitstreiter gefunden.

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