Viele Kfz-Rückrufe betreffen mehreren Baugruppen. Seit 2010 teilt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) jede Aktion aber konsequent einer Problemzone zu1. Auch wenn die Sortierung im Einzelfall durchaus angezweifelt werden kann, ist sie für die folgende Auswertung maßgeblich. Seit die Behörde im abgelaufenen Jahr die Baugruppe „Assistenzsysteme“ neu einführte2, hat ein KBA-Sachbearbeiter nunmehr 15 Kategorien für die Einordnung zur Auswahl. Eigentlich genug, möchte man meinen. Dennoch wurden 2018 immer noch 26 Rückrufe in der Kategorie „Sonstiges“ geführt. Bei zwei Aktionen blieb die Baugruppe unbekannt.
So ergibt sich für das vergangene Jahr ein Bild, das sich nur wenig von der Gesamtauswertung aller 3.853 Rückrufaktionen unterscheidet, die seit 2008 erfasst wurden. Die Top 5 der von Problemen betroffenen Baugruppen ist identisch:
- Insassenschutzeinrichtung (also vor allem Airbags): 14% gesamt, 16% in 2018
- Bremsanlage: 13% gesamt, 12% in 2018
- Motor mit Abgasanlage: 12% gesamt und in 2018
- Karosserie: 10% gesamt, 12% in 2018
- Elektrik: 9% gesamt, 11% in 2018
Noch deutlicher ist der Abstand der „Insassenschutzeinrichtung“ zum Rest bei ausschließlicher Betrachtung der Pkw-Rückrufe. Mehr als jede fünfte Aktion drehte sich 2018 um Airbag, Gurtstraffer und Co. Die Fahrzeugelektrik, die unter allen ca. 2.600 erfassten Pkw-Rückrufen nur in neun Prozent der Fälle Auslöser war, hatte vergangenes Jahr einen Anteil von immerhin 13 Prozent und kam somit auf Platz 2. Weil die sonst auf dem Silberrang liegende Baugruppe „Motor mit Abgasanlage“ prozentual ihren Anteil beibehielt, kam sie 2018 auf den dritten Platz. Dort liegt in der Gesamtauswertung die „Bremsanlage“. Sie verursacht seit 2008 elf Prozent aller Pkw-Rückrufe. Vergangenes Jahr lösten Bremsprobleme nur neun Prozent aller Aktionen für Automobile aus.
Nach Dieselgate: Rückkehr zur Normalverteilung
Die Kuchengrafik zu den Baugruppen hat sich 2018 also wieder auf eine Normalverteilung eingependelt. Das war in den beiden Vorjahren nicht so, denn insbesondere 2016 hinterließ der Abgasskandal auch in der KBA-Datenbank seine Spuren. Das zeigt sich vor allem bei Betrachtung der VW-Rückrufe. Im Jahr 2016 drehte sich bei den Wolfsburgern mehr als die Hälfte aller Rückrufe bedingt durch das Pflicht-Softwareupdate um den „Motor mit Abgasanlage“, konkret um das Dieselaggregat EA189. Vergangenes Jahr unterschied sich die Baugruppen-Verteilung dann wieder nur unwesentlich vom Gesamtmarkt: Die Baugruppe, die dem Konzern zuvor schlaflose Nächte bereitete, hat nun wieder einen normalen Anteil von zwölf Prozent.
Der Einmaleffekt macht sich bei anderen Konzernmarken auch in der Gesamtauswertung bemerkbar. Über ein Drittel der 71 seit 2008 registrierten Audi-Rückrufe entfällt auf die Baugruppe „Motor mit Abgasanlage“. Allein 2016 fanden 13 Dieselgate-Aktionen ihren Weg in die KBA-Datenbank. Innerhalb eines Jahres fanden also mehr als die Hälfte aller Motoren-Rückrufe der Ingolstädter statt! Nicht auf ein spezielles Ereignis zurückzuführen sind dagegen überdurchschnittliche Anteile der Baugruppe „Karosserie“ bei Mercedes-Benz (16% im Vergleich zu 9% markenübergreifend), der „Lenkanlage“ bei Opel (10% vs. 6%) und „Fahrwerk“ bei Porsche (26% vs. 8%).
Alle in Zusammenarbeit mit der GEPA mbh erstellten Auswertungen zum Thema finden Sie im neu eingerichteten Bereich „Rückruf-Statistik„.
Anmerkungen
1: Bei den Rückrufen, die vom KBA in den Jahren 2008 und 2009 mehreren Baugruppen zugeordnet wurden, weil die Hersteller mehrere Probleme innerhalb einer Aktion beseitigten, wurde das erstgenannte Problem für die Zuordnung zu einer Baugruppe herangezogen.
2: Zuvor wurden diese Rückrufe verschiedenen anderen Baugruppen wie Brems- oder Lenkanlage zugeordnet.
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