
Das Takata-Debakel ist auch im Volkswagen-Konzern immer wieder Thema – zuletzt im vergangenen Januar. Allerdings hieß es damals noch anlässlich eines erweiterten Audi-Rückrufs (Code „69EQ“), dass dieser nicht für andere Konzernmarken gelte. Über VW-Pkw, die für den deutschen Markt produziert wurden und hierzulande zugelassen sind, sagte ein Wolfsburger Sprecher explizit, dass sie nicht Bestandteil der Airbag-Rückrufserie seien. Nur aus so genannten „Warmländern“ reimportierte VW-Modelle (intern „Fluktuationsfahrzeuge“ genannt) wurden bislang bei uns berücksichtigt, was zu relativ kleinen Reparaturumfängen führte.
Die klare Aussage zum Heimatmarkt ließ sich der VW-Sprecher nun auf erneute Nachfrage nicht mehr entlocken. Er verwies stattdessen auf ein seit 2016 laufendes Analyseprogramm. Dessen Grundlage seien „international anerkannte Klassifizierungen klimatischer Belastungszonen, die nachweislich Einfluss auf die Alterung des Treibmittels haben können. Unsere spezialisierten Teams prüfen laufend, inwiefern eine Ausweitung bestehender Vorsorgemaßnahmen sinnvoll ist“, erklärte er. Indizien deuten nun darauf hin, dass eine Rückrufnotwendigkeit nun auch für unsere Klimazone erkannt wurde – zumindest für einige andere Konzernmarken und Baureihen.
So haben sich in der Rückrufdatenbank des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) einige für Deutschland ausgewiesene Stückzahlen bei schon länger laufenden Aktionen deutlich erhöht. Die Behörde nennt für die drei Seat-Aktionen mit den internen Codes „69EC“, „69FT“ und „69GH“ seit Anfang des Monats in Summe über 370.000 betroffene Alhambra, Ateca, Ibiza, Leon und Toledo. Zuvor lagen die Summen wie berichtet wesentlich niedriger oder wurden von der Behörde gar nicht angegeben.
Das gilt auch für den Audi-Rückruf „69RR“, der nun laut Flensburg hierzulande für 418.000 Exemplare des A3 und A4 aus dem Bauzeitraum 13. Juli 2004 bis 22. April 2013 gilt. Bei den Ingolstädtern kommt die Erhöhung angesichts der Januar-Meldung weniger überraschend. Wie damals schon, dürften alle Zahlen nicht die tatsächlich noch auf der Straße befindliche Menge anzeigen, sondern die der theoretisch betroffenen Autos.
Statements von Audi, Seat und VWN
„Auf Grund aktueller externer Einflüsse sowie der Forcierung laufender Aktionen wurde die Prämissenplanung gestrafft, um unsere nachvollziehbare Vorgehensweise bestmöglich fortzusetzen. In diesem Zusammenhang wurden laufende Rückrufe erweitert“, sagte ein Audi-Sprecher auf Anfrage ohne ins Detail zu gehen. Die weiteren Takata-Rückrufe der Ingolstädter, Aktion „69EP“ (für A5 und Q5) und „69ER“ (R8 und TT), wurden vom KBA noch nicht nach oben angepasst. Eine Seat-Sprecherin stellte die erweiterten Rückrufe hierzulande lediglich in Aussicht: „Derzeit sind im deutschen Markt nur die Fluktuationsfahrzeuge aktiv, wir haben den Markt noch nicht aktiviert“, erläuterte sie.
Anders die Situation beim Rückruf „69FE“ für den Beifahrerairbag im VW Crafter, für den Flensburg inzwischen eine Summe von 37.444 betroffener Einheiten in Deutschland nennt. Dabei handele es sich wohl um die erwartete Restpopulation, so ein Sprecher von VW Nutzfahrzeuge. Seit Juli 2023 sei die Maßnahme hierzulande für 11.535 gebaute Fahrzeuge der Modelljahre 2006 bis 2008 aktiv. Erweiterungswellen seien bei Teileverfügbarkeit geplant. Das Volumen der für Deutschland gebauten Crafter mit Beifahrerairbag betrage 53.190 Fahrzeuge aus dem Produktionszeitraum Mai 2005 bis September 2016. „Seit Aktionsstart sind in Deutschland 24,9 Prozent nach unserem Stand in diesem Rückruf repariert worden“, hieß es abschließend.
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