Fabelwesen

Auch diese Woche reisten wieder Manager und Politiker mit uns in die Fabelwelt und inszenierten die heimischen Autobauer als Opfer. Die sitzen in Wahrheit aber ganz woanders.

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Bild: Pixabay / jackmack34, CC0 Creative Commons

Mittelständische Unternehmen erwirtschaften in diesem Land mehr als jeden zweiten Euro und stellen deutlich über die Hälfte aller Arbeitsplätze. Dies sollte man immer wieder im Hinterkopf behalten, wenn sich deutsche Politiker vor die heimischen Autobauer stellen. Dies tun sie angeblich, um unsere Arbeitsplätze zu sichern. Gemeint sind aber offenbar nur die Angestellten in der Industrie.

Denn die so genannten KMU sind in Wahrheit Opfer dieses Protektionismus – wie aktuell im Abgasskandal. Autohändler plagen sich mit unverkäuflichen Dieselfahrzeugen herum. Einen Teil der Verluste könnten sie zumindest über das Werkstattgeschäft kompensieren, wenn es endlich verpflichtende Hardwarenachrüstung gäbe. Aber was tun Regierung und Bundestagsabgeordnete? Sie glauben, der deutschen Wirtschaft einen Gefallen zu tun, wenn sie den Innovationsdruck um das Land herumleiten.

Ergebnis sind selbstgefällige Manager wie der VW-Chef, der diese Woche über den „Feldzug gegen das Automobil“ fabulierte (quasi realsatirisch, frei nach diesem alten Polt-Sketch). Selbst ein FDP-Politiker, der ja eigentlich Schutzpatron der KMU sein sollte, entblödet sich diese Woche nicht, Positionspapiere der Autoindustrie nachzuplappern. Motto: Lieber Grenzwerte anpassen als die Abgasreinigung. Der Herr möge sich doch lieber um die vielen kleinen Knüppel kümmern, die selbstständigen Handwerkern hierzulande immer wieder zwischen die Beine geworfen werden.

Praktisches Beispiel gefällig? Bittesehr: Zwei freie Werkstattunternehmer (und mittlerweile kleine Youtube-Stars) schildern in u.s. Video anschaulich, wie sie und ihre Kundin von VW subtil dafür bestraft werden, dass das Fahrzeug nicht in einer Vertragswerkstatt repariert wird. Wenn Sie tiefer in die Materie eintauchen wollen, googeln sie mal die Begriffe Designschutz, bCall oder Gruppenfreistellungsverordnung. Als Fachjournalist darf ich seit bald zwei Jahrzehnten immer wieder über die systematische Benachteiligungen des so genannten „Independent Aftermarkets“, also des herstellerunabhängigen Teils der Kfz-Branche, auf Basis dieser Regelungen berichten – zum vermeintlichen Wohl der ach so sensiblen deutschen Fahrzeugbauer.

 

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