Für fast jede Transportergröße von Mercedes gibt es aktuell eine Rückrufaktion. Den größten Umfang hat die für das größte Modell: Vom Sprinter (Baureihen 907 und 910) müssen weltweit 61.258 Exemplare unplanmäßig in Vertragswerkstätten, davon 28.412 in deutsche. Die zwischen Januar 2018 und Dezember 2020 produzierten und mit einer elektrischen Parkbremse ausgestatteten Fahrzeuge könnten am Bremssattel der Hinterachse „mit fortgeschrittener Betriebszeit und hoher Betätigungsanzahl der Parkbremse Kleinstmengen an Bremsflüssigkeit“ verlieren, erklärte eine Sprecherin der Konzernsparte auf Anfrage.
Mögliche Folgen seien ein verlängerter Bremspedalweg und ein weicheres Bremspedalgefühl, hieß es weiter. Dies kündige sich aber über einen längeren Zeitraum an, so dass es „haptisch wahrnehmbare Vorwarnzeichen“ gebe. Es seien daher auch keine Unfälle mit Personenschäden zu diesem Sachverhalt bekannt. Dennoch erhalten die Transporter neue Bremssättel an der Hinterachse mit optimierter Dichtung. Zudem sei ein Softwareupdate geplant. Mit diesem wird der Fahrer laut Sprecherin künftig gewarnt, „wenn sich die Betätigungsanzahl der Feststellbremse der Auslegungsgrenze zur Dauerhaltbarkeit annähert“. Insgesamt soll die Maßnahme voraussichtlich vier Stunden dauern.
Deutlich schneller erledigt ist ein Boxenstopp, den der Hersteller für weltweit knapp 7.100 Halter eines Mercedes Vito (Baureihe 447) mit Allradantrieb eingeplant hat. Sie erhalten ein neues Handbuch für ihr Fahrzeug. Das alte könnte nämlich den falschen Eindruck erwecken, das Fahrzeug sei für Wasserdurchfahrten bis zu einer Tiefe von 60 cm geeignet. Die so genannte Wattiefe des Vito beträgt allerdings nur 35 cm. Bei höheren Pegelständen könne also Wasser ins Fahrzeug eintreten, sagte die Sprecherin. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) drohen dadurch 2.663 hierzulande gemeldeten Vito aus dem Produktionszeitraum 5. Februar bis 24. November 2020 „elektrische Fehler und Brandgefahr“.
Neue Kraftstoffleitung für den Citan
Auch für den kleinsten im Mercedes-Transporterportfolio gibt es einen Rückruf. Der Citan (Baureihe 415) kann laut der Sprecherin Probleme mit der Kraftstoffleitung haben. Aufgrund eines unzureichenden Mindestabstandes könne sie an der Kältemittelleitung scheuern und undicht werden. „Eine daraus resultierende Brandgefahr kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden“, sagte sie. Weltweit rund 8.400 Exemplare aus dem Produktionszeitraum Februar 2018 bis April 2019 erhalten eine neue Kraftstoffleitung, die zusätzlich mit einer Hülle verstärkt ist. Dieser Eingriff soll laut Hersteller weniger als eine Stunde dauern.
In Deutschland ist die Reparatur mit dem internen Herstellercode „C1LEITUBI“ für 4.660 Halter vorgesehen. Das Kürzel für den Vito-Rückruf lautet „VS2TIEFAWD“, das für den Sprinter „VS3BREPB“. Für den zum Mercedes Citan baugleichen Renault Kangoo gebe es keine solche Rückrufaktion, teilte Martin Zimmermann, Vorstand Kommunikation der Renault Deutschland AG, auf Nachfrage mit.
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