Rückrufe: Fahrwerksprobleme nicht nur beim VW Touareg

Die Fehlerbeschreibung aus einer Werkstatteinladung an VW-Kunden passt auch auf diverse andere Konzernmodelle. Am heftigsten scheinen Audi-Betriebe betroffen zu sein, die den Löwenanteil der über 150.000 weltweit zu reparierenden Autos zu schultern haben.

Ein blauer Audi e-tron 55 quattro fährt 2019 auf einer Autobahn.
Bild: Audi AG

Vor einer erhöhten Unfall- und Verletzungsgefahr warnt VW seit Ende Juni einige tausend Halter eines VW Touareg. Die Wolfsburger bitten im Rahmen des Rückrufs mit dem internen Code „42K9“ schriftlich in den Vertragsbetrieb, „da ein plötzliches, nicht beherrschbares ‚Auslenken‘ der Hinterachse bei höheren Geschwindigkeiten nicht ausgeschlossen werden kann“. Das aus Sicht des Herstellers wenig wahrscheinliche Worst-Case-Szenario lautet „Kontrollverlust über das Fahrzeug“. Das geht aus einem Schreiben hervor, das ein Kunde in einem Online-Forum hochgeladen hat.

Auf der Homepage des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) ist dieser Rückruf bislang nicht gelistet. Dafür steht aber die Fahrwerks-Aktion „AMA9“ für den Porsche Cayenne in der Behördendatenbank. Weltweit 6.650 SUV, davon 169 in Deutschland, droht ebenfalls ein korrosionsbedingter Bruch der Muttern zur Verschraubung der hinteren Querlenker und dadurch erhöhtes Spiel zwischen Achslenker und Radträger. Und ein Blick über den Atlantik offenbart, dass weitere Konzernmodelle betroffen sind, allen voran Audi.

Auf der Liste der US-Verkehrssicherheitsbehörde (NHTSA) stehen die Ingolstädter Baureihen A4 bis A8 und Q5 bis Q8. Allein in den USA müssen deswegen knapp 41.000 Einheiten in die Vertragswerkstätten. Außerhalb der Landesgrenzen sind es rund um den Globus wohl weitere 100.000 Fahrzeuge, darunter zusätzlich das Elektro-SUV E-Tron (Foto). Die weltweit 444 Bentley Bentayga, die ebenfalls das Problem aufweisen könnten, fallen da kaum mehr ins Gewicht.

Weitere Fahrwerks-Rückrufe bei Porsche

Der britische Markensprecher war der einzige, der sich auf Anfrage zu dem Rückruf äußerte. Er nannte für das Nobel-SUV eine Reparaturdauer von bis zu fünf Stunden. Das VW-Schreiben beziffert den reinen Arbeitsaufwand dagegen mit 90 Minuten. Laut KBA ist zumindest bei Porsche ein Ersatz der Klemmmuttern bei Cayenne aus dem Bauzeitraum 16. September bis 31. Oktober des vergangenen Jahres vorgesehen.

Das Aktionskürzel bei Audi lautet „42L1“ und gilt für unterschiedliche Produktionsdaten zwischen 7. November 2019 und 16. April 2021. Bentleys Maßnahme „RE21/17 (RB98)“ ist für Bentayga vorgesehen, die zwischen 3. Oktober und 19. Dezember 2020 vom Band liefen. Viele weitere Aktionscodes im Zusammenhang mit Fahrwerksproblemen listet das KBA außerdem für diverse Porsche-Modelle. Mehr dazu in meiner Meldung für das Fachmagazin „Kfz-Betrieb“.

Nachtrag 30.7.:

Bentleys Aktion ist nun auch in der KBA-Datenbank aufgeführt. Zwölf Bentayga müssen hierzulande zum Check, weil „aufgrund von Korrosion […] die Mutter des Exzenterbolzens am unteren Hebelarm der Hinterachse brechen“ kann, wie die Behörde schreibt.

Nachtrag 14.9.:

Ein auf den 14.6. rückdatierter Datenbankeintrag ist inzwischen auf der KBA-Seite zur Aktion „42K9“ zu finden. Von den 3.741 weltweit betroffenen Touareg sind den Angaben zufolge 855 in Deutschland registriert. Sie stammen aus den Produktionsmonaten September bis November 2020. Infos für Kunden gibt es unter der Rufnummer 0800/8655792436.

Nachtrag 30.11.:

Nun findet sich auch der Audi-Aktionscode „42L1“ im Datenbestand des KBA. Gelistet sind die Baureihen A4, A5, A6, A7, A8, Q5, Q7, Q8 und E-Tron der Baujahre 2019 bis 2021. Von den 150.000 weltweit betroffenen Autos sind 30.000 bei uns gemeldet. Als Hotlinenummer ist die 0800/28347378423 aufgeführt.

Nachtrag 22.2.2022:

Ein Großteil der betroffenen Audi- und Porsche-Modelle muss noch einmal in die Werkstatt.

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